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Mobbing ist kein kleines, neues oder seltenes Phänomen.

Es ist auch in Schulen weit verbreitet, wobei es nicht verwechselt werden darf mit kurzzeitigen Konflikten, Streitereien, aggressiven Auseinandersetzungen oder Ausgrenzungen unter Kindern und Erwachsenen. Mobbing kann eine Bandbreite von Situationen betreffen wie z. B.:

  • Da spricht eine Lehrerin oder Lehrer vor der Klasse abwertend über eine Schülerin, weil sie nicht mitkommt oder immer wieder krank ist.
  • Oder die Mitschüler:innen tuscheln, kichern oder lassen beleidigende Bemerkungen fallen, wenn ein bestimmter Schüler sich zu Wort meldet.
  • Da hänseln Mädchen in einer 7. Klasse eine ausländische Mitschülerin wegen ihres Aussehens und ihrer schlechten Sprache.
  • Da lauern Mitschüler:innen einer 5. Klasse einem schüchternen, etwas schmächtigen Mitschüler:innen auf dem Schulweg auf und erpressen von ihm Geld oder Klamotten.

Häufig sind die Erwachsenen ratlos oder schauen weg

Während die Opfer, egal ob Kinder, die Schuld bei sich selbst suchen und zunehmend in eine soziale Isolation geraten. Lehrkräfte sind meist überrascht, wenn man sie auf Mobbing in einer Klasse anspricht. Denn die Schikanen geschehen oft zu subtil und meist außerhalb des Unterrichts, während der Pausen oder auf dem Schulweg.

Je länger Mobbing andauert, um so schwieriger ist es, eine Lösung zu finden und um so sicherer ist die körperliche oder seelische Beeinträchtigung der betroffenen Kinder. Im folgenden Beitrag liegt der Schwerpunkt auf Mobbing unter Schülern, was jedoch die Auswirkungen z. B. bei Mobbing von Lehrern gegenüber Schülern und umgekehrt sowie innerhalb des Kollegiums oder bei Eltern keineswegs verharmlosen soll.

Der Begriff Mobbing stammt aus dem Englischen und bedeutet Anpöbeln, fertigmachen (Mob = Pöbel, mobbish = pöbelhaft).

Mobbing ist eine Form offener und/oder subtiler Gewalt gegen Personen über längere Zeit mit dem Ziel der sozialen Ausgrenzung. Es kann sich dabei um verbale und/oder physische Gewalt handeln. Mobbing unter Schülern bezeichnet alle böswilligen Handlungen, die kein anderes Ziel haben, als eine Mitschülerin oder einen Mitschüler:innen fertig zu machen. Dazu gehören

  • als direktes Mobbing: Hänseln, Drohen, Abwerten, Beschimpfen, Herabsetzen, Bloßstellen, Schikanieren
  • als indirektes Mobbing: Ausgrenzen, Ruf schädigen, “Kaltstellen” durch das Vorenthalten von Informationen und Beschädigen von Eigentum der gemobbten Person u.ä.

Davon unterschieden wird das Bullying, die unter Jugendlichen praktizierte physische Gewalt, mit der bestimmte Opfer durch ihnen körperlich überlegene Mitschüler:innen gequält werden.

Auswirkungen für Kinder und Schüler:innen

Zunächst ist Mobbing auch dadurch wirksam, dass die Opfer das “Problem” erst einmal bei sich selbst suchen, und dies oft über längere Zeit. Nur selten informiert ein Schüler oder eine Schülerin einen Lehrer oder erzählt den Eltern, was tagtäglich passiert. Die Folgen wirken sich auf die gesamte Persönlichkeit aus: Zum Verlust des Selbstvertrauens (nicht nur im Leistungsbereich) können Schlafstörungen und Konzentrationsprobleme kommen. Durch die wahrgenommene Isolierung und Einsamkeit entwickeln sich depressive Tendenzen und Passivität. Die Lernmotivation nimmt ab bis zu Lernunlust und Schulvermeidung.

Folgende Bereiche können betroffen sein:

  • Physische Schädigungen (Verletzungen)
  • Psychische Schädigungen (z. B. Zerstörung des Selbstbewußtseins)
  • Psychosomatische Reaktionen (z. B. Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen, Albträume, Schlafstörungen)
  • Sonstige Reaktionen (z. B. Unkonzentriertheit, Leistungsrückgang, Fehltage durch “Krankheitstage” oder Schwänzen, Rückzug aus sozialen Bezügen, Ängste, Depressionen, bis zu Suizidversuchen bzw. vollzogenem Suizid)

Bei Kindern und Jugendlichen Betroffenen können folgende Verhaltensweisen mögliche Anzeichen für Mobbing sein:

  • Sie wollen nicht mehr zur Schule gehen.
  • Sie wollen zur Schule gefahren werden.
  • Ihre schulische Leistung läßt nach.
  • Sie verlieren Geld (das Geld wird von den Tätern erpresst).
  • Sie können oder wollen keine schlüssige Erklärung für ihr Verhalten geben.
  • Sie beginnen zu stottern.
  • Sie ziehen sich zurück.
  • Sie haben Alpträume.
  • Sie begehen aus verzweifelung einen Selbstmordversuch.

Persönlichkeitszüge bei Opfern und Tätern

Grundsätzlich ist Mobbing kein individuelles Problem der Opfer oder Täter:innen, sondern ein strukturelles Gruppenphänomen, das eskaliert ist, weil keine rechtzeitigen und hinreichenden Interventionen erfolgten. Jedoch scheinen bestimmte Persönlichkeitszüge der Opfer Mobbing zu fördern: so können Schüler:innen betroffen sein, die ängstlich oder überangepaßt sind und ein geringes Selbstwertgefühl haben.

Bei Tätern, d. h. Schülern, die aktiv mobben, sind häufig folgende Tendenzen zu beobachten: Demonstration von Stärke/Macht (häufig körperliche, seltener geistige Überlegenheit), Steigerung des (mangelnden) Selbstwertgefühls, Kompensation von Schwächen, Führer-Verhalten (sie haben oft Anhänger/Mitläufer in Cliquen). Sie halten sich für was Besseres, zeigen dies lautstark und wollen sich vor den anderen brüsten.

Mobbing kommt in allen Altersstufen vor

  • In der Unterstufe scheint häufiger Bullying als Ausgrenzung aufzutreten, wenn (sportlich ungeschicktere, “brav” aussehende) Mitschüler körperliche “Unzulänglichkeiten” zeigen.
  • In der Mittelstufe bestimmen Mode-Normen (Markenkleidung), Verhaltensnormen im Unterricht (“Streber!”) und beginnende gegengeschlechtliche Freundschaften (Eifersucht, Rivalität) das Mobbing.
  • In der Oberstufe scheint auch der Konkurrenzdruck in Gestalt der Punkte-Jagd eine Rolle zu spielen.

Jungen neigen eher zu offener Aggression und greifen ihr Gegenüber körperlich oder verbal an, während Mädchen eher subtilere Formen wie Manipulation, Gerüchte verbreiten oder soziales Ausgrenzen verwenden; dies wird auch als Beziehungsaggression bezeichnet.

Ursachen von Mobbing

Entsprechend den vielen  Untersuchungen, können im Schulbereich folgende Ursachen von Mobbing benannt werden:

  • Mobbing als Versagen der Führungskraft: Im Schulbereich ist damit gemeint, dass die Lehrkraft oder Schulleitung mit diesem Problem nicht kompetent umgeht,
  • Mitunter sogar aktiv am Mobbingprozess beteiligt ist. Oft wird die Deutung eines Verhaltens als Mobbing auch abgewehrt: Das Opfer “übertreibt”, ist “zu sensibel” oder durch sein eigenes Verhalten “selbst schuld”.
  • Vielen Lehrkräften erscheint das Verhalten als der Altersstufe entsprechend “normal” (“Zu unserer Zeit war das genauso!”).
  • Eine wichtige Rolle spielen gruppendynamische Aspekte: Eine neu zusammengewürfelte Klasse, der oder die “Neue” in einer Klasse, aber auch persönliche Aspekte des Täters (Rachebedürfnis, Eifersucht, Konkurrenz etc.) bilden den Motivhintergrund.
  • Generell ist Mobbing ein Symptom für gestörte Kommunikation: Die Opfer werden isoliert, die Täter bekommen keine Rückmeldung über die Auswirkungen ihrer Schikane, und die passiven “Zuschauer” sind ratlos, haben Angst oder verhalten sich auch in gewisser Weise voyeuristisch.

Aktive Maßnahmen gegen Mobbing in der Schule

Von Mobbing-Situationen Betroffene brauchen Unterstützung von Außen, denn Mobbing-Opfer können sich meist nicht mehr selbst wehren.

  • Schüler/innen sollen den Mut haben, sich an eine Person wenden, die helfen kann (Lehrer, Schulpsychologen, Eltern, Freunde, Außenstehende, Beratungsstelle).
  • Viele Opfer schämen sich, dass sie gemobbt werden und leiden still vor sich hin.
  • Es ist jedoch wichtig, dass sie erwachsenen Personen, denen sie vertrauen, von Mobbing-Vorfällen erzählen.
  • Auch der Kontakt mit Betroffenen im Internet kann helfen, das Selbstbewußtsein wieder zu gewinnen und Wege aus der Opferspirale zu finden.
  • Schulleitung & Lehrer:innen sollten klar Standpunkt beziehen und versuchen, zumindest den “zusehenden” Mitschülern, möglichst aber auch den Tätern einen Perspektivenwechsel zu ermöglichen und ihnen die psychischen Folgen für die Opfer in einer solchen Situation klar zu machen.
  • Sie sollen Schüler ermutigen, über Mobbing-Vorfälle zu berichten. Opfer müssen geschützt und unterstützt werden, Täter sind zur Rede zu stellen und aktiv in die Lösung mit einzubeziehen.
  • Schul und Klassenregeln sollten als präventive Maßnahmen gegen Mobbing vereinbart werden und strikt eingehalten werden.
  • In Einzelfällen kann und sollte auch mit dem Jugendamt, der Erziehungsberatungsstelle oder einer anderen Beratungseinrichtung (durch Fallbesprechung oder Betreuung betroffener Familien oder Kindern/Jugendlichen) zusammengearbeitet werden.
  • Eltern sollten die Warnsignale von Mobbing kennen.
  • Sie sollten das Kind ernst nehmen, wenn es z. B. nicht mehr in die Schule gehen will, morgens Magenschmerzen hat, Albträume hat, viel krank ist oder Schulsachen beschädigt nach Hause bringt. Bei Mobbing-Verdacht sollten sie nicht vorschnell mit dem Täter Kontakt aufnehmen, sondern die Schule informieren und fordern, dass gehandelt wird.
  • Notfalls können sie sich auch an die Schulleitung, den Elternbeirat oder Schulpflegschaft oder eine Beratungsstelle wenden.

Allgemein sollten in Schulen viel mehr präventive Maßnahmen gegen Gewalt und Mobbing durchgeführt werden

Ideen und Projekte sollten durch die Schule aktiv unterstützt werden, die das Schulklima verbessern und eine offene Atmosphäre und faire, konstruktive Gesprächs- und Streitkultur ermöglichen. Dies kann in Projekten, mit externen Coachings, Elternabenden, Konferenzen, Vorträgen etc. geschehen.

 

Wir als Förderverein fangen an der Albrecht-Dürer-Realschule damit ab dem 24.04.2023 an, mit unserer AG (Wir gemeinsam gegen Mobbing)

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